Warum das älteste Gefühl der Menschheit
krank machen kann

 

Angst stellt im Grunde eine normale und wichtige Reaktion auf Gefahrenreize dar. Sie hat uns durch vorsichtigen Umgang mit Bedrohungen, aber auch durch vorausschauendes Planen, wie das rechtzeitige Anlegen von Nahrungsreserven, quasi das Überleben der Menschheit gesichert.

Wird allerdings die natürliche Angst vor realen Gefahren (z. B. Spinnen, Gewittern) deutlich übersteigert, oder tritt Angst als unrealistische oder übersensitive Reaktion (z. B. Panikattacken, Platzangst) auf, wird von pathologischer Angst gesprochen.

Ursächlich werden vererbte Neigung, ungünstige Erziehungsstile, traumatische Erlebnisse, soziale Faktoren und vieles mehr angenommen.

Angststörungen stellen die häufigsten psychischen Erkrankungen dar. Das Risiko, im Laufe des Lebens an einer solchen zu erkranken, liegt nach internationalen Untersuchungen zwischen 14 und 29 %.

Verlauf

Der Erkrankungsbeginn liegt meist zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr, im höheren Lebensalter nimmt die Häufigkeit der Angststörungen wieder deutlich ab. Die Erkrankungen verlaufen in der Regel chronisch, sind allerdings häufig mit besseren und schlechteren Phasen durchzogen. Die Diagnose einer Angsterkrankung wird oft erst verzögert gestellt, da durch die Betroffenen zunächst körperbezogene Symptome und nicht Ängste geschildert werden. Allerdings ist immer auch eine ausführliche organische Abklärung zur Diagnosebestätigung wichtig.

Der Teufelskreis der Angst

Stress oder Angst führt bei Menschen zu einer Alarmreaktion, die in der Natur für das Mobilisieren von Reserven zum Flüchten oder Kämpfen überlebensnotwendig ist. Wenn der Körper in Alarmbereitschaft ist, erhöht sich die Herzfrequenz, der Blutdruck steigt, der Atem wird schneller, der Patient spürt Druck in der Brust und beginnt zu schwitzen. Nimmt der besorgte Patient diese physiologischen Veränderungen wahr, befürchtet er, er leide an einer Herzerkrankung oder bewertet begleitenden Schwindel als "Verrücktwerden".

Angst, die Kontrolle zu verlieren, mündet im Extremfall in Panik und Todesangst. Dadurch wird noch mehr Stress ausgelöst, weshalb sich die körperlichen Symptome wie Herzrasen, Schwitzen, Brustschmerzen, abdominelle Symptome und Hyperventilation verstärken. Letztendlich kommt ein Taubheitsgefühl der Hände dazu, was den Eindruck eines lebensbedrohlichen Zustandes weiter intensiviert.

Nicht medikamentöse Therapieoptionen

In einer Verhaltenstherapie wird unter psychologischer Anleitung erlernt, den Teufelskreis der Angst zu unterbrechen. Zusätzlich helfen Entspannungstherapien in Gruppen, wie progressive Muskelentspannung Jacobson, Yoga oder autogenes Training, körperliche Symptome nicht mehr als Gefahr einzustufen. Im Biofeedback wird in Einzelsitzungen erlernt, das vegetative Nervensystem zu beeinflussen. Begleitend reduziert moderates Ausdauertraining, wie Nordic Walking, Stresshormone, sodass die Kombination dieser Verfahren den Weg aus der Angst unterstützt.

Medikamentöse Behandlung

Im Rahmen der medikamentösen Behandlung werden meist Substanzen verwendet, die auch bei depressiven Erkrankungen angewandt werden. Hier steht eine breite Palette an unterschiedlichen Präparaten zur Verfügung. Gemeinsam ist die in der Regel gute Verträglichkeit und Wirksamkeit bei gleichzeitig fehlendem Abhängigkeitsrisiko. Nur in bestimmten Fällen sind Kombinationstherapien nötig. Die Therapiedauer liegt bei ca. 6 bis 12 Monaten, diese kann allerdings bei hoher Rückfallwahrscheinlichkeit auch verlängert werden.

Zusammenfassend handelt es sich bei Angsterkrankungen um die häufigsten psychischen Erkrankungsformen, die aber bei entsprechender Therapie gut und sicher behandelbar sind.

Kontakt und weitere Informationen

Prim. Dr. Christian Agnoli
Leiter Neurologie
Facharzt für Neurologie

Privatklinik Villach
T: +43 (0) 4242 3044-0
E: christian.agnoli@privatklinik-villach.at

OÄ Dr. Doris Meissnitzer
Fachärztin für Neurologie
ÖÄK-Diplom für Psychosoziale und Psychosomatische Medizin
ÖÄK-Diplom für Akupunktur

Privatklinik Villach
T: +43 (0) 4242 3044-0
E: doris.meissnitzer@privatklinik-villach.at

 

 

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