Brennpunkt Darm:
Wo die Chirurgie helfen kann

Mit einer Länge von bis zu 8 Metern ist der Darm das längste, produktivste und geheimnisvollste Organ des menschlichen Körpers. Der Verdauungstrakt beginnt im Mund und endet beim Anus. Bereits im Zwölffingerdarm wird ein entscheidender Beitrag zur Verdauung geleistet: Hier mischen sich die Verdauungssäfte aus Leber und Bauchspeicheldrüse mit der Nahrung und es kommt zum Aufschließen von Proteinen, Kohlehydraten, Fetten und anderen Bestandteilen der Nahrung.

Im 3,5 bis 5 Meter langen Dünndarm, der durch Darmzotten eine Gesamtoberfläche von ca. 32 m² aufweist, finden alle wichtigen Verdauungsprozesse und die Resorption der Nahrungsbestandteile auf molekularer Ebene statt. Vitamine, essenzielle Aminosäuren und Spurenelemente werden dort aufgenommen.

Im 1,5 bis 1,8 Meter langen Dickdarm wird dem Speisebrei das Wasser resorbiert. Hier ist die Darmflora („Mikrobiom“) angesiedelt. Jeder Mensch beherbergt ca. 1,5 bis 2 Kilogramm an Mikroorganismen, Bakterien, Viren und Pilzen, die symbiotisch mit uns zusammenleben und einen wichtigen Teil zu unserer Verdauung beitragen.

Der Nahrungsbrei verbleibt 48 bis 72 Stunden im Dickdarm. Danach wird im Mastdarm noch die restliche Flüssigkeit entzogen, bevor Stuhl ausgeschieden wird. Dadurch ergibt sich eine individuelle Stuhlentleerungsund Verdauungsfrequenz: von dreimal am Tag bis alle 5 Tage einmal Stuhl – das alles gilt als normaler Stuhlgang!

Um zur Darmgesundheit entscheidend beitragen zu können, sind nicht nur gesunde Ernährung, Bewegung und Regelmäßigkeit im Alltag ein wichtiger Bestandteil, sondern auch das Wissen um die Vorbeugung und Vorsorge von Darmerkrankungen.

Doch was, wenn unser zentrales Organ erkrankt? Wo kann die Chirurgie helfen?

Darmvorsorge leicht gemacht

Ab dem 40. Lebensjahr sollte ein ärztliches Gespräch erfolgen, in dem die individuelle Risikosituation festgestellt wird. Bei einer Familie mit Karzinomanamnese wird eine Untersuchung bereits viel früher gefordert.

Die Darmspiegelung ist eine sichere, für den Patienten wenig belastende Untersuchung und kann bis ins höhere Alter gefahrlos und sanft durchgeführt werden. Am Vortag erfolgt die Darmreinigung mit einem trinkbaren Abführmittel und zusätzlich 3 bis 4 Liter Flüssigkeit, bis das Stuhlwasser kamillenteeartig erscheint. Am Untersuchungstag wird unter vertrauensvoller Überwachung ein Schlafmittel für die sanfte Koloskopie verabreicht. Währenddessen werden mit einem an der Spitze beweglichen Endoskop der Enddarm, der gesamte Dickdarm und das letzte Stück des Dünndarms genauestens inspiziert. Polypen, wenn sie nicht zu groß sind, werden in der gleichen Sitzung entfernt.

Der angstvolle Ruf, der der Darmspiegelung vorauseilt, ist zum Glück veraltet. Die moderne, sanfte Koloskopie schafft die notwendige Intimität und Ruhe, sodass die Untersuchung unmerklich und schmerzlos durchgeführt wird.

Dickdarmtumor – so hilft die Chirurgie

In Österreich erkranken pro Jahr ca. 4.500 Personen an Darmkrebs. Er ist neben dem Lungenkrebs, dem Prostatakarzinom und dem Brustkrebs einer der häufigsten bösartigen Tumore. Unterschiedliche Risikofaktoren können die Entstehung eines kolorektalen Karzinoms begünstigen.

Risikofaktoren zur Darmkrebsentstehung:

Familiäres genetisches Risiko: Menschen mit Darmkrebsfällen in der Verwandtschaft tragen ein erhöhtes Risiko.
Alter: Das Risiko steigt ab dem 50. Lebensjahr an.
Ernährung und Lebensstil: reichlich tierisches Fett und ballaststoffarme Ernährung
Übergewicht, Rauchen, Alkoholkonsum
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Darmkrebs entsteht schleichend und entwickelt sich aus einem Darmpolypen heraus. Bis der Krebs entsteht, vergehen oft Jahre.

Warnsymptome:

Blutauflagerungen auf dem Stuhl
Veränderte Stuhlgewohnheiten (Bleistiftstuhl)
Blutarmut mit Blässe, Müdigkeit, Leistungsabfall
Ungewollter Gewichtsverlust
Unklare Bauchschmerzen

All diese Krankheitszeichen treten meist erst bei weit fortgeschrittenem Darmkrebs auf.

Die Heilungschance einer Darmkrebserkrankung ist von einer gut durchgeführten Operation abhängig. Heute kann die Chirurgin durch minimalinvasive Techniken den betroffenen Darmabschnitt und die umgebenden Lymphknoten entfernen und die Kontinuität wieder so herstellen, dass die Verdauung nicht beeinträchtigt ist. Damit ist in den meisten Fällen und bei rechtzeitigem Erkennen eine Heilung durch die Operation möglich!

Divertikulitis – ein häufiges Problem

Divertikel sind gutartige Ausstülpungen der Darmschleimhaut, oftmals im S-förmigen Dickdarm, wo sich die Darminnenwand durch die Darmmuskulatur nach außen wölbt. Hier können sich Speisereste und Stuhl ablagern und zu Entzündungen führen.

Divertikulose: Die Ausstülpungen bereiten keine Beschwerden.
Divertikelkrankheit: Die Ausstülpungen führen zu Beschwerden und wiederkehrenden Schmerzen.
Divertikulitis: Die Ausstülpungen sind entzündet und es kann zu Komplikationen kommen.
Darmdurchbruch: Eine Notoperation muss unverzüglich durchgeführt werden.

Die chirurgische Therapie ist dann zielführend, wenn Komplikationen der Erkrankung (Durchbruch, Verengung, Eiterung, Fistel) bestehen oder eine wiederkehrende Entzündung die Lebensqualität stark beeinflusst. Mittel der Wahl: die knopflochchirurgische Operation.

Kontakt und weitere Informationen

Prim. Dr. Martina Lemmerer, MBA, FEBS
Fachärztin für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Leiterin der Abteilung Chirurgie

Privatklinik Villach
T: +43 (0) 4242 3044-0
E: martina.lemmerer@privatklinik-villach.at

 

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