Das neue medizinische Leistungsprofil in der Reha

Das neue medizinische Leistungsprofil der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) sieht vor, dass der Patient zu Beginn seines Reha-Aufenthalts eine Leistungskategorisierung durchläuft, die sich aus verschiedenen Teilaspekten zusammensetzt: nämlich einem Barthel-Test zur Beurteilung der pflegerischen Einschränkungen, einem 6-Minuten-Gehtest oder einer Belastungsergometrie zur Bestimmung der Leistungsfähigkeit und der ICF*-Einstufung durch den Arzt bei der Aufnahmeuntersuchung zur Klassifizierung funktioneller Beeinträchtigungen. Die Zusammenschau der verschiedenen Aspekte ergibt schlussendlich ein adäquat abgestimmtes Rehaprogramm. Zudem steht das persönliche Rehaziel des Einzelnen im Vordergrund.

Sehr geehrter Prim. Dr. Muntean, das neue medizinische Leistungsprofil verlangt innerbetrieblich neue Abläufe und definiert neue Schwerpunkte in der Reha. Was bedeutet das konkret für den Patienten?
Prim. Dr. Muntean: Als bezeichnende Begrifflichkeiten gelten: persönliche Zielsetzung, Teilhabe, Aktivität und Funktionalität. Es wird also zu Rehabeginn individuell herausgearbeitet, wo der Patient in seiner Aktivität und Funktionalität eingeschränkt ist und wie sich Teilhabedefizite auf den Alltag auswirken und wiederherzustellen sind. Je nach Leistungskategorisierung werden die therapeutischen Leistungen dementsprechend angepasst und lassen somit ein individuelles Rehaprogramm zu. Dabei ist das persönliche Rehaziel von großer Bedeutung. Jeder Patient darf sich also schon vorab Gedanken machen: Was erwarte ich mir von der Reha? Was will ich? Was ist mein Ziel?

Welche Ziele können das sein?
Prim. Dr. Muntean: Grundsätzliche Ziele ergeben sich aufgrund der jeweiligen Gegebenheiten. Ist der Patient Pensionist, stehen beispielsweise der Erhalt der Selbstständigkeit wie auch das Verhindern der Pflegebedürftigkeit im Vordergrund. Die individuelle Zielsetzung richtet sich jedoch danach, wie massiv sich das einzelne Handicap auswirkt und was der Patient will. Es macht einen erheblichen Unterschied, ob der pensionierte Patient nach der Reha wieder bergsteigen oder die Treppen im eigenen Zuhause wieder problemlos bewältigen will. Deshalb ist es wichtig, sein persönliches Rehaziel klar formulieren zu können. Denn nur so kann ein ideal angepasstes Rehaprogramm erstellt werden.

Ist der Patient berufstätig, gilt es, Defizite schnellstmöglich wiederherzustellen, um die Berufsfähigkeit zurückzugewinnen. Hier wird der Fokus auf „besondere berufliche Problemlagen“ (BBPL) gelegt. Mittels diverser Scores, die wir aufgrund des neuen medizinischen Leistungsprofils erheben, können wir die gezielte Aussage treffen, ob ein solches Problem (BBPL) vorliegt und ob die berufliche Teilhabe gefährdet ist – oder treffender: ob das Problem schon im Rahmen der Reha behoben werden kann oder die Behandlung darüber hinaus erfolgen muss. In diesem Fall setzen wir bereits vor Ort gezielte Maßnahmen, die weitere Hilfe in die Wege leiten.

Wenn notwendig endet die Rehabilitation also nicht nach dem dreiwöchigen Aufenthalt?
Prim. Dr. Muntean: So ist es. Wenn notwendig werden im Rahmen interdisziplinärer ICF-Besprechungen Empfehlungen ausgearbeitet, die dem Patienten quasi einen Fahrplan bieten, wie es nach der Reha weitergehen kann. Es ist uns wichtig, aktiv aufzuklären und den Patienten aufzuzeigen, welche weiteren Möglichkeiten es für sie gibt. Und diese reichen weit: von der berufsbegleitenden Reha Phase 3 bis zur beruflichen Umorientierung. Niemand bleibt mit seinen Fragen alleine. Wir versuchen, eine Situation zu schaffen, die es erlauben soll, das individuelle Rehaziel auch nach dem Aufenthalt im Rehazentrum noch erreichen zu können.

Was, wenn das Rehaziel in keinem Fall erreicht werden kann?
Prim. Dr. Muntean: Ist das Ziel nicht zu erreichen, kümmern wir uns um berufliche Umschulungen oder alle weiterführenden Prozesse, die einen strukturierten Weg vorgegeben: von der Überstellung bis zur Organisation eines Heimplatzes oder der Versorgung zu Hause.

Umfasst das neue medizinische Leistungsprofil weitere erwähnenswerte Neuheiten?
Prim. Dr. Muntean: Ja, und diese zeigen sich bereits im Aufnahmeprozesse. Jeder Patient wird umfassender durchleuchtet. Bedeutet: Keine Qualitäten und Beschwerden werden übersehen. Alles wird angesprochen. Schon während des Aufnahmeprozesses werden psychische Einschränkungen erfragt und diätologische Einzelgespräche geführt. Auch fächerübergreifende Module sind neu. Sie stellen dem Patienten Therapien anderer Abteilungen zur Verfügung. In einem großen Haus wie unserem ist das besonders sinnvoll.

Kontakt und weitere Informationen

Prim. Dr. Michael Muntean
Facharzt für Lungenkrankheiten
Ärztlicher Leiter
Leiter Lungen Rehabilitation

Humanomed Zentrum Althofen
T: +43 (0)4262 2071-0
E: michael.muntean@humanomed.at

Asthma

Weltweit leiden rund 300 Millionen Menschen an Asthma, in Österreich sind es über 500.000. Asthma gilt als die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern. In 70 Prozent aller Asthma-Fälle bricht die Krankheit vor dem fünften Lebensjahr aus. In vier von fünf Fällen ist eine Allergie die Ursache.

Mehr

Endometriose - Der oft lange Weg zur Diagnose

Eine Thematik, die viele Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. Es gilt also, einige Fragen zu klären.

Mehr

Lipödem – wenn sich das Fett falsch verteilt

Ein Lipödem ist eine chronische und schmerzhafte Fettverteilungsstörung mit Wassereinlagerungen, die überwiegend Frauen betrifft.

Mehr

Das Herz - Leistungssportler unseres Körpers

Pro Schlag pumpt das Herz ungefähr 70 bis 80 ml Blut in die Gefäße; pro Minute kommen so circa 5 - 6 Liter zusammen.

Mehr