Rückenschmerzen
Schmerzen an der Wirbelsäule sind ein weit verbreitetes Problem und betreffen vor allem Menschen zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr.
Die menschliche Wirbelsäule ist evolutionsbedingt nur für ca. 30 Lebensjahre konzipiert. Die steigende Lebenserwartung der Menschheit ist somit ein Faktor, der das Auftreten von Kreuzschmerzen negativ beeinflusst.
90 Prozent aller Menschen weltweit leiden einmal im Leben unter Rückenschmerzen. Kreuzschmerzen sind eine der häufigsten Gründe für Arztbesuche und verursachen jährliche direkte und indirekte Kosten in Höhe von ca. 6 Mrd. Euro in Österreich. 8 Millionen Krankheitstage allein durch Wirbelsäulenbeschwerden sind eine enorme sozioökonomische Belastung für Arbeitgeber und Krankenversicherungen.
Entstehung und Kategorisierung der Schmerzen
Kreuzschmerzen werden entweder nach ihrer Dauer oder nach ihrem Ursprung definiert. Zeitlich wird zwischen akuten (unter 4 Wochen), subakuten (4 bis 12 Wochen) und chronischen (über 12 Wochen) Schmerzen unterschieden. Bezogen auf den Ursprung, unterteilt man in unspezifische (Ursache unklar) und spezifische (Ursache klar definierbar) Schmerzen. Die unspezifischen Rückenschmerzen stellen mit 70 % die größere Gruppe dar und ihre Therapie kann nur symptombezogen erfolgen, ohne den Grund der Schmerzen beseitigen zu können.
Risikofaktoren, die zu Kreuzschmerzen führen können, sind mannigfaltig. Übergewicht, Bewegungsarmut, monotone Belastungen, Rauchen, Alkohol, psychische Belastung/Erkrankung, maligne Erkrankungen sind Faktoren, die Kreuzschmerzen negativ beeinflussen können.
Schmerzgeneratoren an der Wirbelsäule sind nicht nur Bandscheiben und Knochen, auch die Bandstrukturen, Muskulatur und Nerven können schmerzhafte Symptome verursachen.
Bandscheibenvorfall
Abnützungserscheinungen an der Wirbelsäule sind mit zunehmendem Alter normal. Die oben erwähnten Risikofaktoren können den Verschleiß von Bandscheiben und Zwischenwirbelgelenken beschleunigen. Abgenützte Wirbelgelenke verursachen Rückenschmerzen, welche oft diffus in die Beine ausstrahlen können. Kommt es zur Degeneration der Bandscheibe, verliert diese ihre Stoßdämpferfunktion und kann einreißen. Ein Riss der Bandscheibe kann einen Austritt von Bandscheibenmaterial in den Wirbelkanal zur Folge haben – man spricht von einem Bandscheibenvorfall. Typischerweise verursacht ein den Nerven einengender Vorfall hauptsächlich Beinschmerzen, welche genau einer Nervenwurzel zugeordnet werden können. In vielen Fällen besteht eine Kombination aus Kreuz- und Beinschmerzen, weil es zu Abnützung von Gelenken und Bandscheibe kommt.
Um die entsprechende Therapie für die vom Patienten beschriebenen Beschwerden einzuleiten, sind ein ausführliches Gespräch und eine genaue körperliche Untersuchung unabdingbar.
Je nach Dauer und Intensität der Beschwerden sollte auch eine entsprechende Diagnostik angeordnet werden. Das erste diagnostische Mittel, welches im Normalfall auch schnell verfügbar ist, ist das konventionelle Röntgenbild. Abnützungserscheinungen, Instabilitäten, Brüche etc. können mit dieser Modalität schnell erkannt werden. Sollte das Röntgenbild unauffällig sein oder die Schmerzen nicht erklären, muss bei Persistenz der Beschwerden eine weitere Abklärung mittels CT oder MRT erfolgen.
Bei sogenannten Warnsymptomen wie zum Beispiel Lähmungen oder Blasen-/Mastdarmschwäche muss notfalls mäßig eine erweiterte radiologische Abklärung erfolgen und gegebenenfalls eine operative Maßnahme eingeleitet werden.
Konservative Behandlungsmöglichkeiten
Der erste Schritt zur Behandlung von unkomplizierten Kreuzschmerzen ist die konservative Therapie. Die drei Säulen der konservativen Therapie sind: medikamentöse Schmerztherapie, Physiotherapie und röntgengezielte Spritzen (Blockaden/Infiltrationen).
Die medikamentöse Therapie sollte sich an das Stufenschema der Weltgesundheitsorganisation halten, um nicht von Anfang an zu starke Medikamente im Kampf gegen den Schmerz einzusetzen.
Physiotherapie sollte zum Ziel haben, den leidenden Menschen aktiv und passiv zu behandeln. Vor allem die Instruktion zu richtigen Heimübungen, welche der Patient täglich durchführen sollte, ist essentiell.
Mit Hilfe der Infiltrationen kann dem Patienten einerseits der Schmerz für einen längeren Zeitraum deutlich gelindert bzw. genommen werden und andererseits kann mit Hilfe der Spritzen die schmerzhafte Region lokalisiert und definiert werden.
Operation
Sollten die konservativen Maßnahmen zu keiner langfristigen Besserung der Beschwerden führen, verschlechtern sich die Beschwerden unter der konservativen Therapie oder ist die Lebensqualität stark eingeschränkt, sollte bei spezifischen Kreuzschmerzen eine operative Therapie in Betracht gezogen werden. Für jede Pathologie, welche schmerzauslösend ist, sind unterschiedliche Operationsverfahren zielführend und erfolgversprechend. Die operativen Möglichkeiten reichen von kleinen Eingriffen wie Zementauffüllung einzelner Wirbelkörper bei Brüchen über den Wirbelkanal entlastende Operationen bei Nervenkompressionssyndromen bis hin zu großen Versteifungsoperationen bei Abnützungen oder Wirbelsäulenverkrümmungen (Skoliosen).
Sowohl die konservative als auch die operative Therapie bei Kreuzschmerzen ist erfolgversprechend und sicher. Ein wichtiger Aspekt beider therapeutischen Ansätze ist es, die Gefahr eine Chronifizierung des Schmerzes zu verhindern und dem unter Rückenschmerzen leidenden Menschen optimal zu helfen.
Kontakt und weitere Informationen
Dr. Hannes Florianz
Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, Spezialist für nichtoperative Wirbelsäulenbehandlungen und Wirbelsäulenoperationen, minimalinvasive Chirurgie
Privatklinik Maria Hilf, Klagenfurt