Die Nieren
Dreihundertmal am Tag filtern sie unser Blut – rund 1.800 Liter fließen täglich durch unsere Nieren und reinigen so unser Blut von den unterschiedlichsten Giftstoffen.
Doch bei vielen Menschen ist die Nierenfunktion gestört. Im Jahr 2015 waren in Österreich 4.451 Patienten auf Dialyse angewiesen. Jedes Jahr werden rund 420 Nieren transplantiert – davon rund 60 von Lebendspendern. Aktuell gibt es 4.879 Patienten mit einem funktionierenden Transplantat. (ÖDTR, 2015)
Form und Funktion der Niere
Die Nieren sind zwei paarig angelegte Organe, die sich beidseits der Wirbelsäule in der Lendengegend befinden. Sie haben eine bohnenförmige Gestalt, sind abhängig von der Körpergröße durchschnittlich etwa 10 cm lang, 5 cm breit und 4 cm dick. Eine einzelne Niere wiegt ca. 200 g. Die Oberfläche der Nieren ist meist glatt. Die Nieren sind sehr gut durchblutet.
Die Niere produziert je nach Funktion und Trinkmenge einige Liter Harn pro Tag und reinigt den Körper von Stoffwechselendprodukten und Giftstoffen. Neben diesen Abbauprodukten werden aber auch Elektrolyte und Substanzen, die den Säure-Basen-Haushalt regulieren, ausgeschieden. Dadurch wird der Säure-Basen-Haushalt des Organismus reguliert. Substanzen, die der Körper mit dem Urin ausscheiden muss, um eine übermäßige Konzentration im Organismus zu verhindern, werden als harnpflichtige Substanzen bezeichnet. Für die Nierendiagnostik wichtige harnpflichtige Substanzen sind Kreatinin und Harnstoff.
Hauptfunktionen der Niere
- Regelung des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts
- Regelung des Blutdrucks
- Regelung des Säure- und Basenhaushalts
- Entgiftung des Körpers
- Regelung der Bildung roter Blutkörperchen (Erythrozyten)
- Regelung des Knochenstoffwechsels
Erkrankungen der Niere
Die Hauptfunktion der Nieren ist die Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen. Des Weiteren regulieren sie den Säure-Basen- und den Flüssigkeits-Haushalt. Verschiedene Ursachen können zu zunehmender Funktionsbeeinträchtigung der Nieren führen. Zu diesen gehören v. a. langjähriger Diabetes mellitus oder Bluthochdruck, die übermäßige Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln und entzündliche Nierenerkrankungen. Im Endstadium ist die Nierenfunktion vollständig erloschen. Ohne Behandlung führt dies zum Tod.
Bei Eintreten einer Niereninsuffizienz stehen zur Behandlung eine Nierentransplantation, eine (Hämo)Dialyse sowie eine Peritonealdialyse (PD) zur Verfügung.
Die Hämodialyse
Die Zahl der Hämodialysepatienten hat im letzten Jahrzehnt kontinuierlich um 4–6 % pro Jahr zugenommen. Mehr als 50 % dieser Zunahmen sind auf die immer älter werdenden Patienten mit diabetischer Nierenschädigung und Nierengefäßveränderungen zurückzuführen.
Mit der Dialyse leben
Obwohl die Dialysetechnik sehr ausgereift ist, beansprucht die Dialysebehandlung viele Stunden in der Woche, die auf die Lebensführung erheblichen Einfluss hat. Den meisten Dialysepatienten gelingt es dennoch, ihre normalen Arbeitsverpflichtungen wahrzunehmen.
Neben der Blutwäsche durch die Dialyse müssen die Patienten auch eine spezielle Diät einhalten. Eine Ernährungsumstellung hilft die Giftstoffe im Körper nicht zu stark ansteigen zu lassen. Insbesondere auf eine verminderte Kalium- und Eiweiß-Zufuhr und einen ausreichenden Energiegehalt der Nahrung muss geachtet werden.
Ein Dialysepatient darf auch nur eine begrenzte Flüssigkeitsmenge am Tag zu sich nehmen. Dabei zählt nicht nur die reine Trinkmenge, auch die Soße auf dem Essen und der Saft im Obst müssen berücksichtigt werden. Wenn der Körper wenig bzw. keine Flüssigkeit mehr ausscheidet, bleibt das Wasser im Gewebe und im Kreislauf. Das Herz muss nun dieses größere Flüssigkeitsvolumen transportieren und ist damit einer wesentlich höheren Belastung ausgesetzt, was letztlich auch zu einer Herzschwäche führen kann.
Da die Dialyse nicht alle Nierenfunktionen ersetzen kann, muss ihre normale Nahrungsaufnahme mit bestimmten Arzneimitteln und Vitaminen ergänzt werden.
Bei allen Einschränkungen, die sich durch die Dialyse ergeben, muss auf Sport und andere Freizeitaktivitäten nicht verzichtet werden. Im Gegenteil: Es ist wichtig, durch körperliche Betätigung wie z. B. Wandern, Radfahren oder Schwimmen fit zu bleiben und die Gesundheit zu fördern. Ein Grundsatz, der nicht nur für Dialysepatienten gilt.
Die Peritonealdialyse - Bauchfelldialyse
Die Zahl der der Patienten, die in Österreich mittels Peritonaldialyse betreut werden, liegt nur bei rund 10 %. Voraussetzung für die Durchführung der Peritonaldialye ist die Implantation eines Katheters in das Bauchfell. Das Einsetzen des Katheters erfolgt im Rahmen eines kleinen operativen Eingriffs in einem Krankenhaus.
Am circa 15 Zentimeter langen Teil des Katheters, der außerhalb des Körpers liegt, werden die Beutel mit der Dialyselösung angeschlossen. Der Katheter kann problemlos unter der Kleidung getragen werden.
Während sich die Dialyselösung in der Bauchhöhle befindet, erfolgt die Dialyse. Überschüssiges Wasser und Giftstoffe wandern vom Blut durch das Bauchfell in die Dialyselösung, die nach einigen Stunden ausgewechselt wird. Dieser Wechsel wird meist drei bis vier Mal täglich durchgeführt.
Nierentransplantation
Die Nierentransplantation gilt heute als die Therapie der Wahl beim endgültigen Nierenversagen. Bei ca. 20-30 % aller Patienten, die eine Nierenersatztherapie benötigen, besteht die Möglichkeit, die Niere durch ein Spenderorgan zu ersetzen. Dabei wird eine Spenderniere in Allgemeinnarkose eingepflanzt. In der Folge ist die lebenslange Einnahme von Medikamenten, die das Risiko einer Transplantatabstoßung vermindern (Immunsuppressiva), notwendig.
Die Wartezeit auf eine Nierentransplantation beträgt derzeit ca. zwei bis sechs Jahre. Die Zuteilung von passenden Spendernieren an Empfänger erfolgt über die Organisation „Eurotransplant“ (Sitz in Leiden, Niederlande) entsprechend einer Gewebsgruppen-Ähnlichkeit.
In Österreich finden Nierentransplantationen in Wien, Linz, Innsbruck und Graz statt.
Kontakt und weitere Informationen
OA Dr. Alfred Markowitsch
Facharzt für Innere Medizin, Hämatoonkologie und Nephrologie
Dialyse im Humanomed Zentrum Althofen