Erschwerte Nasenatmung -
Leitsymptom mit zahlreichen Ursachen
Unsere Nase übernimmt vielfältige Funktionen. Wir brauchen sie beispielsweise für eine gesunde Atmung: Beim Einatmen wird die Luft in der Nase angefeuchtet und erwärmt. Essenziell dafür sind drei „Nasenturbinen“, auch Nasenmuscheln genannt, pro Nasenseite. Sie erzeugen natürliche Turbulenzen der Luft und erhöhen so den Kontakt mit der Schleimhautoberfläche. Über den Geruchssinn hilft uns die Nase aber auch, unsere Speisen in vollen Zügen genießen zu können, denn sie ist für die Feingeschmackswahrnehmung zuständig. Die Zunge ist nämlich „lediglich“ in der Lage, salzig, süß, sauer, bitter und umami (würzig, wie bei Glutamat) zu erkennen, den Rest erkennt die Nase. Denn wenn Düfte im Kauprozess freigesetzt werden und über den hinteren Weg, den Nasenrachen, nach oben steigen, ermöglicht uns dies, z. B. Majoran von Dill unterscheiden zu können. Außerdem kann unsere Nase über Rezeptoren des Nervus trigeminus „fühlen“: z. B. Kohlensäure im Mineralwasser oder den kühlenden Charakter von Pfefferminz. Störungen all dieser Funktionen können die Lebensqualität erheblich einschränken und sollten in Richtung ihrer Ursache abgeklärt und therapiert werden.
Ursachen für eine Nasenatmungsbehinderung oder die „verstopfte Nase“
■ Anatomische Ursachen
Nasenscheidewandverkrümmung, Naseneingänge
■ Entzündliche Ursachen
Chronische Nasennebenhöhlenentzündung mit oder ohne Polypen
■ Allergien
Wässriger Ausfluss, geschwollene Nasenmuscheln
Häufig findet sich eine subjektiv behinderte Nasenatmung. Diese kann einseitig, beidseitig oder auch wechselnd auftreten. Da es je nach Ursache der Nasenatmungsbehinderung sehr gute – vielfach chirurgische – Therapieoptionen gibt, ist eine genaue Untersuchung wichtig.
Diagnose und Therapie
Klassischerweise wird die Nase mittels eines Spekulums von vorne untersucht. Dabei lassen sich die vorderen Anteile der Nasenscheidewand und die Nasenmuscheln einsehen. Endoskope ermöglichen dem HNO-Arzt einen Blick Richtung der Eingänge der Nasennebenhöhlen und das Aufspüren von Polypen. Aber auch die äußere Nase muss gut begutachtet werden: Eine abgesunkene Nasenspitze, asymmetrische Naseneingänge oder ein verlagertes „Ende“ der Nasenscheidewand können die Atmung beeinträchtigen.
Generell sind ohne nasalen Ausfluss häufig eine verkrümmte Nasenscheidewand oder vergrößerte untere Nasenmuscheln schuld an der „verstopften“ Nase. Dabei werden Nasenscheidewandoperationen weltweit sehr häufig durchgeführt und deren Wirkung wurde bisweilen kontrovers diskutiert. Eine 2019 im hochkarätigen Fachjournal „The Lancet“ veröffentlichte Studie räumte allerdings mit diesen Bedenken auf: Bei passenden anatomischen Problemen ist die Nasenscheidewandoperation im Vergleich zu nicht chirurgischen Ansätzen sehr wirkungsvoll.
In vielen Fällen bietet sich auch eine chirurgische Verkleinerung der Nasenmuscheln an. Je nach Technik können hier mittelfristige oder auch längerfristige Ergebnisse erzielt werden. Zudem sind diese Operationen insgesamt komplikationsarm.
Wenn ein nasaler Ausfluss, eine Riechminderung und/oder ein Druckgefühl mit Kopfschmerz über zwölf Wochen bestehen, deutet dies auf eine chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen (CRS) hin, die mit und ohne Polypen auftreten kann. Hier kann der Leidensdruck der Patienten beträchtlich sein. Kürzlich haben sich auch moderne konservative Therapien (Biologika = monoklonale Antikörper) für die CRS mit Polypen hervorgetan. Die endoskopische Nasennebenhöhlenchirurgie behält aber trotzdem ihre Berechtigung, kann breiter angewendet werden und ist darauf ausgerichtet, die „natürlichen Wege des Sekrets“ zu schonen. Die Therapieentscheidung und Überwachung des weiteren Verlaufs übernimmt der HNO-Arzt.
Sollten weder anatomische noch entzündliche/allergische Ungereimtheiten zu finden sein, kann eine herabgesetzte Sensibilität (Trigeminus) vermutet werden. Hier gibt es erste Daten zu einem Trigeminus-Trainingsansatz. Dabei werden über einen längeren Zeitraum Düfte wie Menthol und Eukalyptus viermal am Tag geschnüffelt. Dadurch sollte die Nasenschleimhaut den Luftstrom bewusster wahrnehmen können.
Kontakt und weitere Informationen
Priv.-Doz. DDr. Gerold Besser
Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie
Privatklinik Maria Hilf & Privatklinik Villach
T: +43 (0)676 95 86 703
E: praxis@hnobesser.at
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