Instrumentengestützte Faszientechnik (Fazer)

Faszination Faszie

Wer heute ein Fitnessstudio oder eine Physiotherapie-Praxis betritt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgefordert, an seinen Faszien zu arbeiten. Einige Konzepte gehen davon aus, dass die meisten Bewegungseinschränkungen und Schmerzsymptomatiken im Zusammenhang mit dem faszialen System stehen. Ob Faszienbehandlung, Faszientraining, Faszien-Yoga oder Faszien-Pilates, viele sind "faszieniert" von neuen Trainings- und Therapiemöglichkeiten. Doch was steckt wirklich dahinter?

Was sind Faszien?

Der Körper ist durchzogen von einem Netzwerk an elastischem Bindegewebe, auch Faszien genannt. Um ihren vielen Aufgaben gerecht zu werden, treten Faszien in unterschiedlichen Formen auf: als Weichteilbestandteil des Bindegewebes, im Gelenkbereich als Gelenkkapsel, sie umhüllen als einzelne Häute Muskeln und fassen diese zu Muskelgruppen zusammen. Als derbe Sehnen verbinden sie Muskeln mit Knochen und sorgen für einen elastischen Halt der inneren Organe, die durch sie reversibel verschiebbar sind. Lange wurde dieses Gewebe aus Zellen (Fibroblasten), Kollagenfasern und Wasser von Medizin und Wissenschaft als uninteressantes Hüllgewebe gesehen. Mittlerweile weiß man, dass in den Faszien viele Nerven, Blutgefäße und Rezeptoren liegen, sodass Forscher von einem Sinnesorgan sprechen – dem größten des Körpers. Sie können Bewegung und Bewegungsveränderung registrieren, einschränken und auch die Ursache für Schmerzen sein. Es konnten zum Beispiel bei chronischen Schmerzpatienten verdickte Faszien per hochauflösendem Ultraschall nachgewiesen werden.

Warum werden diese Faszien erst jetzt von der Wissenschaft entdeckt?

Entdeckt wurden die Faszien bereits vor Jahrhunderten von den ersten großen Anatomen, wie etwa Vesalius bei Studien an Leichen. Aber die alten Meister konnten der weißlichen Fasersubstanz, die sie überall im Körper sahen, keine Funktion zuordnen. Auch in modernen Anatomiesälen ist man sich selten der Bedeutung der Faszien bewusst. So wird bei vielen Sektionen das Bindegewebe immer noch einfach weggeschnitten, um etwa für Studenten das „eigentlich Wichtige“ freizulegen, wie Organe oder Gelenke. Doch dank der neuen Erkenntnisse dringt die Botschaft mittlerweile auch in Operationssäle: Viele Chirurgen werden vorsichtiger, wenn es darum geht, mit dem Skalpell wichtige Faszienstrukturen zu durchtrennen.

Inzwischen weiß man, dass das Verständnis des Fasziensystems, seiner Zusammensetzung, Form und Funktion ein präziseres Verständnis der Anatomie ermöglicht. Auf Grund dieser neuen Ansätze agieren Muskeln gemeinsam. Muskeln können sich auf Grund der Faszien, die ihre Form festlegen und eine Gleitfläche bilden, gegeneinander bewegen.

Manuelle Faszientechnik (FDM nach Typaldos)

Was können wir tun, um das Bindegewebe geschmeidig zu halten?

Faszien sind sehr dynamisch und reagieren auf mechanische Reize, wie ausgewählte Bewegungen und therapeutische Interventionen. Verletzungen und Bewegungsmangel führen zu Verklebungen (Crosslinks) und daraus resultierenden Schmerzen in der Faszie.

„Wer sich nicht bewegt, verklebt."

Präventiv ist es wichtig, sein Fasziensystem gesund zu erhalten. Hierbei gilt eine einfache Regel: „Wer sich nicht bewegt, verklebt“. Man sollte dabei beachten, dass Bewegungen nicht rein statisch ausgeführt werden, sondern dynamisch. Alltagsaktivitäten wie Laufen, Springen und Schwingen in den verschiedensten Ausführungen sind dafür sehr förderlich. Regelmäßige und vielfältige Bewegung regt das Bindegewebe an und sorgt für das reibungslose Gleiten der Gewebsschichten.

Ist es auf Grund von Verletzungen und/oder Immobilität bereits zu Verklebungen gekommen, können verschiedenste therapeutische Interventionen gesetzt werden. Mittlerweile gibt es bereits eine Vielzahl von Therapiekonzepten, welche sich mit Dysfunktionen der Faszien beschäftigen. Manuelle Faszienbehandlungen und ein spezifisches Faszientraining sollen „Verklebungen“ im Bindegewebe lösen und die Muskeln leistungsfähiger machen. Klassische Trainingsansätze zum Muskelaufbau, sowie kardiovaskuläre Fitness sollten hiermit nicht ersetzt werden, sondern im Sinne eines umfassenden Körpertrainings ergänzt werden.

Kontakt

Ergotherapie
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