Was hilft gegen Kopfschmerzen?
Im Artikel Plagende Kopfschmerzen wurden die zwei häufigsten Kopfschmerzformen erläutert, hier wird nun über die aktuellen Therapiekonzepte berichtet.
In einer ärztlichen Untersuchung werden die Kopfschmerzen diagnostiziert und gemeinsam mit dem Patienten ein Therapieschema erarbeitet. Aufgrund der häufig leider immer wieder auftretenden Symptomatik ist es meist sinnvoll, die Basis- und Bedarfsmedikation so zu planen, dass die Behandlung Großteils durch den betroffenen Patienten erfolgen kann.
Allgemeine Therapiegrundsätze
81 % aller von Kopfschmerz betroffenen Patienten machen von der Eigentherapie Gebrauch. Wichtig ist es, im Akutfall die Beschwerden möglichst schnell zu lindern und Kopfschmerzen nicht „tapfer auszuhalten“. Denn, wenn Kopfschmerzen zu spät oder falsch therapiert werden, können sie sich leichter in das sogenannte Schmerzgedächtnis einprägen und chronisch werden.
Schmerzmittel der ersten Wahl beim unspezifischen Kopfschmerz sind zum Beispiel Aspirin 500 mg bis 1000 mg oder Ibuprofen 400 mg, von der internationalen Kopfschmerzgesellschaft werden auch Kombinationspräparate (z. B. Thomapyrin) empfohlen. Diese Medikamente sind im Grunde gut verträglich.
Dabei sollten ein paar wichtige und einfache Regeln beachtet werden:
Die Schmerztabletten sollen, wie im Beipackzettel beschrieben, eingenommen werden, aber nicht an mehr als zehn Tagen im Monat. Sollte damit kein gutes Auslangen gefunden werden, sollte die Diagnose und Therapie durch den Arzt neuerlich überprüft werden.
Bei folgenden Anzeichen sollte unbedingt der Arzt aufgesucht werden:
- Wenn Kopfschmerzen häufiger als zehn Tage im Monat oder an drei Tagen in Folge auftreten.
- Wenn zusätzliche Symptome wie Lähmungen, Gefühl-, Seh-, Gleichgewichtsstörungen oder Schwindel begleitend auftreten.
- Wenn Kopfschmerzen erstmals im Alter über 40 auftreten.
- Wenn die Beschwerden sehr heftig sind oder in den Nacken ausstrahlen.
- Wenn zusätzlich starkes Fieber besteht.
- Wenn den Beschwerden ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine Kopfverletzung vorausgeht.
- Wenn Schmerzmedikamente nicht mehr wirken.
- Wenn ein neu aufgetretener Kopfschmerz vorliegt.
Therapie der Migräne
Wir unterscheiden die episodische und die chronische Migräne. Diese Migräneformen unterscheiden sich in der Häufigkeit des Auftretens und werden unterschiedlich behandelt.
Bei der akuten Migräneattacke sind Medikamente wie Acetyl/Salicylsäure (Aspirin) und nicht steroidale Antirheumatica (z. B. Ibuprofen) bei der Behandlung wirksam.
Weiters zeigen sog. 5 HT-Antagonisten (sog. Triptane) die beste Wirksamkeit auf akute Migräneattacken und sollten bei starken Kopfschmerzen, die nicht auf die oben genannte Medikation ansprechen, eingesetzt werden. Diese Medikamente können sowohl als Tablette und auch als Subcutaninjektion appliziert werden.
Bei der chronischen Migräne (mit oder ohne Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln) sind Medikamente wie Topiramat und Botulinumtoxin wirksam.
Migräne rechtzeitig vorbeugen
Wenn mehr als drei Attacken pro Monat auftreten, ist der Einsatz einer Migräneprophylaxe zur Vorbeugung sinnvoll. Zusätzlich spielt auch die Information über die Erkrankung und eine entsprechende Verhaltensmodifikation eine Rolle.
Medikamente, die vorbeugend wirken können, werden nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten eingesetzt. Dazu zählen z. B. Propanolol, Flunarizin oder Topiramat.
Zusätzlich helfen nicht medikamentöse Verfahren wie z. B. Verhaltenstherapie, Entspannungsverfahren, aerober Ausdauersport und natürlich das Vermeiden von anfallsauslösenden Faktoren.
Was gibt es Neues?
Sollten alle diese oben genannten Therapiemöglichkeiten nicht ausreichen, sind neuerdings sogenannte CGRPAntikörper verfügbar. Hier handelt es sich um Medikamente, die in die Schmerzwahrnehmung des Körpers eingreifen und so verschiedene Vorgänge, die in Zusammenhang mit der Migräne stehen, beeinflussen können.
Therapie des Spannungskopfschmerzes
Der Spannungskopfschmerz ist der häufigste aller primären Kopfschmerzarten. Die Behandlung dieser Kopfschmerzform zeigt sich in der Praxis etwas schwierig und langwieriger, denn übliche Schmerzmedikamente weisen kaum eine ausreichende Wirksamkeit auf.
Die internationale Kopfschmerzgesellschaft empfiehlt hier den Einsatz von trizyklischen Antidepressiva oder modernere Varianten wie Mirtazapin oder Venlafaxin. Der Therapieerfolg ist meistens nach einigen Wochen abschätzbar.
Zusätzlich empfiehlt sich eine begleitende psychotherapeutische Betreuung, insbesondere sollten Maßnahmen wie Biofeedback oder Entspannungsverfahren zum Einsatz kommen.
Grundsätzlich sollte bei hartnäckigen Kopfschmerzbeschwerden ein individuelles Therapieregime gefunden werden, bei lang andauernder Kopfschmerzproblematik und Einschränkung der Lebensqualität können zusätzlich Verfahren der psychologischen Schmerztherapie (Schmerzbewältigung, Stressmanagement, Entspannungsverfahren) eingesetzt werden.
Kontakt
Dr. Gustav Raimann
Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Psychotherapeut
Privatklinik Maria Hilf