Harnblasenkrebs
Ursachen, Symptome, Therapien
Unter Harnblasenkrebs versteht man bösartige Neubildungen der Harnblase – genannt Blasenkarzinome. Sie gehen meist von der Schleimhaut der ableitenden Harnwege, dem Urothel, aus. Das Harnblasenkarzinom ist die vierthäufigste Tumorerkrankung beim Mann und insgesamt die siebenthäufigste. Es sind etwa dreimal mehr Männer betroffen als Frauen.
Im Jahr 2018 wurden in Österreich 1.503 neue Blasenkrebsfälle diagnostiziert. Mehr als die Hälfte aller Blasenkarzinome sind durch Tabakkonsum bedingt. Bei Rauchern ist das Risiko im Vergleich zu Nichtrauchern um das Sechsfache erhöht. Weitere Risikofaktoren sind u. a. der langjährige Kontakt mit gewissen chemischen Substanzen, wie beispielsweise bestimmten Farbstoffen, sowie chronische Harnblasenentzündungen. Außerdem speichert die Harnblase den von den Nieren abgegebenen Endharn bis zur Entleerung. Durch einen länger dauernden Kontakt können diese Substanzen schädigend und mitunter auch tumorbildend auf die Blasenwand einwirken.
Symptome und Abklärung
Auch Blasenkrebs weist wie viele andere Krankheiten keine eindeutigen spezifischen Beschwerden auf. Als frühestes Symptom tritt meist Blut im Urin auf: entweder sichtbar als roter Urin (Makrohämaturie) oder in kleinen Mengen unsichtbar bzw. nur mit einem Urinteststreifen oder unter dem Mikroskop feststellbar (Mikrohämaturie).
Blut im Urin kommt bei vielen urologischen Erkrankungen vor und ist deshalb nicht eindeutig dem Blasenkrebs zuzuordnen. Ohne Fieber oder eindeutige Harnwegsinfektion ist es jedoch immer verdächtig und sollte im Hinblick auf Blasenkrebs untersucht werden. Gleiches gilt im Prinzip für die sogenannte Reizblase. Gerade bei Frauen werden Blasentumore oft erst spät entdeckt, weil zu lange auf vermeintliche wiederholte Harnwegsinfekte behandelt wurde.
Möglichkeiten zur Therapie
Die wesentlichen Untersuchungen zum Nachweis eines Blasentumors sind neben der Harnuntersuchung ein Ultraschall bei voller Blase und die Blasenspiegelung. Bei letzterer wird mit einem dünnen, biegsamen optischen Instrument das Innere der Harnblase inspiziert. Eine häufig gewählte Therapie bei der Erstdiagnose ist die transurethrale Resektion (TUR-B), im Volksmund auch als „Auskratzen“ oder „Abhobeln“ bezeichnet. Hierbei wird der Tumor mit einer elektrischen Schlinge mithilfe eines sogenannten Resektoskops von bzw. aus der Harnblasenwand abgetragen. Den Tumor versorgende blutende Gefäße werden dabei mit speziellem elektrischem Strom verschorft. Bei dieser endoskopischen Operationstechnik wird das Bild des Blaseninneren mittels eines elektronischen Chips an der Spitze des Geräts auf einen Bildschirm vor dem Operateur übertragen. Dabei kommt es zu einer „lupenartigen“ Vergrößerung des Bildes mit einer verbesserten Detailerkennbarkeit. Zusätzlich können verdächtige Bezirke mit tumorösen Veränderungen durch Umschalten auf eine spezielle Beleuchtung besser erkannt werden.
Durch die mikroskopische (histologische) Untersuchung des abgetragenen Gewebes kann die Eindringtiefe des Tumors in die Blasenwand bestimmt werden. Die Prognose eines Blasenkarzinoms hängt davon ab, wie tief der Tumor zum Zeitpunkt der Erstbehandlung in die Harnblasenwand eingedrungen ist (Abb. 1). Solange der Tumor nur auf die innere Auskleidung der Blase, die Schleimhaut, oder die Grenzschicht zur Muskulatur beschränkt ist, sind die Heilungschancen noch gut und die Blase kann in den meisten Fällen erhalten werden.
Rund zwei Drittel aller bösartigen Tumore der Harnblase werden in einem frühen Tumorstadium entdeckt. Nur auf die Schleimhaut beschränkte Blasengewächse (Tumorstadium pTa) sind nicht gefährlich, aber mitunter „lästig“, weil sie die Neigung haben, immer wieder an weiteren Stellen der Blasenwand aufzutreten, also zu rezidivieren. Bei einem Befall der Grenzschicht zwischen der Schleimhaut und Muskulatur erfolgt in der Regel eine zweite, sogenannte Nachresektion nach 4 bis 6 Wochen, um festzustellen, ob bei der ersten Operation alles „bösartige“ Gewebe entfernt werden konnte.
Sollte begleitend auch ein Carcinoma in situ (CIS), eine flache tumoröse Veränderung der Schleimhaut, diagnostiziert werden, dann folgt in der Regel eine wöchentliche Einspritzung der Blase mit BCG, einem Tuberkulose-Impfstoff, über 6 Wochen zur Stimulation der eigenen (Immun-)Abwehr der Blase.
Ist einmal die eigentliche Muskelschicht – die Harnblase ist ja praktisch ein Hohlmuskel – befallen, dann muss die Blase in den allermeisten Fällen vollständig entfernt und der Harn meist über einen künstlichen Ausgang in einen an die Bauchdecke geklebten Sack abgeleitet werden. Bei jüngeren Patienten kann in ausgesuchten Fällen auch aus einem ausgeschalteten Dünndarmabschnitt eine neue Blase konstruiert und an die eigene Harnröhre angeschlossen werden. Bei älteren Patienten kann als Alternative mitunter auch eine Bestrahlung kombiniert mit einer Chemotherapie in Betracht gezogen werden.
Kontakt und weitere Informationen
Univ.-Doz. Dr. Michael Rauchenwald
Facharzt für Urologie
Ordination Privatklinik Maria Hilf
T: +43 (0)699 111 45 765
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