Schilddrüse

So unscheinbar sie auch sein mag, so lebenswichtig ist die Schilddrüse für den Menschen.

Die Schilddrüse (Glandula thyreoidea) ist ein kleines, schmetterlingsförmiges, hormonproduzierendes und lebensnotwendiges Organ. Sie liegt im vorderen Halsbereich unmittelbar unterhalb und seitlich des Schildknorpels des Kehlkopfes bzw. vor und beiderseits der Luftröhre. Sie besteht aus zwei Lappen, die durch eine Gewebsbrucke an der Vorderseite der Luftröhre miteinander verbunden sind. Im gesunden Zustand ist sie nicht tastbar. Rechts und links oben und unten hinter der Schilddruse liegen insgesamt vier reiskorngroße Nebenschilddrusen, die den Calciumstoffwechsel im Körper steuern.

Funktion der Schilddrüse

Die Schilddrüse nimmt Jod aus dem Blut auf und produziert daraus die lebenswichtigen Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), die den Energiestoffwechsel und das Wachstum einzelner Zellen und des Gesamtorganismus beeinflussen. Diese Hormone sind von großer Bedeutung für eine normale Entwicklung im Kindesalter. Beim Erwachsenen wirken sie auf Herz und Kreislauf, Magen- und Darmtrakt, Muskulatur und Nervensystem, Haut, Haare und Fingernägel, aber auch auf das psychische Wohlbefinden.

Ein weiteres Hormon der Schilddrüse bzw. der Nebenschilddrüsen ist Calcitonin, welches eine wichtige Rolle im Knochenstoffwechsel spielt. Der Vorrat an Schilddrüsenhormonen reicht im Normalfall aus, um den Körper acht Wochen lang mit Hormonen zu versorgen.

Erkrankungen der Schilddrüse

Schilddrüsenerkrankungen sind oft nicht leicht zu erkennen, da die Beschwerdebilder vielfältig sein können und meistens schleichend verlaufen. Prinzipiell wird zwischen einer Störung des Organs (z. B. Vergrößerung oder Knotenbildung) und einer Funktionsstörung mit vermehrter oder verminderter Hormonproduktion (Über- oder Unterfunktion) unterschieden. Nicht selten können diese Störungen gleichzeitig vorkommen.

Störungen des Schilddrüsenorgans

Struma (Kropf)

Die häufigste Erkrankung der Schilddrüse ist die Struma (Kropf). Als Struma bezeichnet man eine sichtbare, tastbare oder messbare Schilddrüsenvergrößerung unabhängig von der Stoffwechsellage. Die häufigste Ursache für die Entstehung einer Struma ist ein Jodmangel. Seit der gesetzlich vorgeschriebenen Speisesalzjodierung in Österreich (1963) ist die Zahl der Strumaerkrankungen deutlich zurückgegangen.

Heiße Knoten

Heiße Knoten sind Knoten, die unabhängig von jedem Regelkreis Schilddrüsenhormone produzieren. Ein heißer Knoten im Szintigramm entspricht einem Bereich mit vermehrter Produktion und Speicherung von Schilddrüsenhormonen. Heiße Knoten sind so gut wie nie bösartig. Sie können allerdings, wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben, zu einer Überfunktion führen. Behandelt wird ein isolierter heißer Knoten meistens durch eine Radiojodtherapie. Möglich ist aber auch eine Operation. Die richtige Behandlungsweise muss im Einzelfall mit dem Patienten besprochen werden.

Kalte Knoten

Kalte Knoten sind Schilddrüsenknoten, die aus nicht normal funktionierendem Schilddrüsengewebe bestehen. Die Bezeichnung „kalter Knoten“ bezieht sich auf die reduzierte oder nicht vorhandene Fähigkeit des Gewebes, radioaktives („heißes“) Jod oder Technetium aufzunehmen. Kalte Knoten produzieren wenig oder keine Schilddrüsenhormone Trijodthyronin und Thyroxin.

Da kalte Knoten ein erhöhtes Risiko haben (zwischen 3 und 10 %), bösartig zu entarten, sollte ein kalter Knoten genau kontrolliert werden und beim geringsten Zweifel operativ entfernt werden.

Funktionsstörungen der Schilddrüse

Ein Ungleichgewicht in der Hormonproduktion führt zur Störungen der Schilddrüsenfunktion. Werden zu viele Hormone gebildet, entsteht eine Überfunktion. Produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, kommt es zu einer Unterfunktion.

Typische Symptome einer Hyperthyreose (Überfunktion) sind die ungewollte Gewichtsabnahme trotz gutem Appetit, Nervosität, Zittern, Herzrasen, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Schwitzen, Wärmeunverträglichkeit, körperliche Unruhe, Leistungsschwäche, Durchfall und Kraftlosigkeit.

Im Falle einer Hypothyreose (Unterfunktion) fühlt man sich müde, antriebslos, die Stimmung wird depressiv, man nimmt zu, neigt zur Verstopfung, die Haut wird trocken und kühl, die Kälteempfindlichkeit nimmt zu, das Haar und die Nägel werden dünner und brüchiger, die Monatsblutung wird unregelmäßig, die Stimme wird heiser und tiefer.

Schilddrüsenentzündung

Eine Schilddrüsenentzündung kann akut oder chronisch verlaufen. Die akute Entzündung ist meistens durch Bakterien oder Viren verursacht (Thyreoiditis De Quervain), dagegen wird eine chronische Entzündung vom körpereigenen Immunsystem ausgelöst (Hashimoto Thyreoiditis). Eine weitere Autoimmunerkrankung der Schilddrüse ist Morbus Basedow (Basedow-Krankheit), die häufig mit einem Kropf, einer Schilddrüsenüberfunktion und mit großen hervorquellenden Augen einhergeht.

Schilddrüsenkrebs

Krebserkrankungen der Schilddrüse sind relativ selten, jedoch ist der Schilddrüsenkrebs einer der häufigsten Tumore der endokrinen Organe. Man unterscheidet die sogenannten differenzierten Karzinome (papilläres- und follikuläres Karzinom) mit sehr guten Heilungschancen und die undifferenzierten Karzinome (anaplastisches- und medulläres Karzinom) mit etwas schlechterer Prognose. Selbstverständlich muss in solchen Fällen die Schilddrüse vollständig entfernt werden.

Unter Umständen müssen auch die Halslymphknoten, die von den Krebszellen befallen sein können, mit entfernt werden. In manchen Fällen ist im Anschluss an die Operation eine medikamentöse Therapie notwendig (Radioiodtherapie).

Untersuchung der Schilddrüse

Die Abklärung und konservative Therapie der Schilddrüsenerkrankungen fallen in die Arbeitsdomäne der Fachärzte für Nuklear- bzw. Interne Medizin. Mit einfachen und schmerzlosen Untersuchungsmethoden wie Blutabnahme, Ultraschall und/oder Szintigraphie lassen sich verschiedene Schilddrüsenerkrankungen bestimmen.

Weitere Information und Kontakt

Prim. Univ.Doz.Dr. Ewald Kresnik
Facharzt für Nuklearmedizin
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