Die Implantation einer Knieprothese ist seit vielen Jahren ein bewährtes Verfahren. Die abgenutzten Knorpel- und Knochenflächen im Kniegelenk werden entfernt und durch eine neue Oberfläche aus Metall ersetzt. Zwischen den beiden Gelenkpartnern wird ein hoch vernetzter, sehr widerstandsfähiger Kunststoff eingesetzt. Dieser sorgt für einen reibungsarmen Bewegungsablauf zwischen den beiden Metallflächen. Vorhandene Beinachsendeformitäten (X- oder O-Beine) können so auf den Grad genau korrigiert werden, um ein optimales Ergebnis für den Patienten zu erzielen.
Eine präzise Positionierung des künstlichen Kniegelenks, die an die individuelle Anatomie des Patienten angepasst ist, ist von großer Bedeutung. Hierbei bieten computerassistierte Operationsverfahren wertvolle Unterstützung, da sie eine exakte Umsetzung der Knochenschnitte und der Ausrichtung der Knieprothese ermöglichen. Darüber hinaus erhält der Chirurg wichtige Informationen über Weichteilstrukturen wie Sehnen und Bänder, was ihm erlaubt, das künstliche Kniegelenk optimal auszubalancieren.
Die computerassistierte Navigation hat sich als eine etablierte und ausgereifte Technologie zur Unterstützung bei der Implantation von Knieendoprothesen etabliert. Sie ermöglicht eine präzise Positionierung des Implantats, unabhängig von intra- oder extraartikulären Deformitäten.
Neben den klassischen Operationsmethoden, die auf knöchernen oder weichteilreferenzierten Knochenschnitten basieren, können auch moderne Ansätze wie die individuelle Implantatpositionierung durch Navigationssysteme sinnvoll umgesetzt werden.
Ein Beispiel für eine solche Technologie ist das iASSIST- System (siehe Abb. 1), ein computergestütztes, stereotaktisches chirurgisches Instrumentensystem. Dieses System unterstützt den Orthopäden bei der intraoperativen Positionierung der Komponenten des künstlichen Kniegelenks, ohne dass eine strahlenbelastende präoperative Computertomographie erforderlich ist. Das System umfasst chirurgische Instrumente und Positionssensoren, die PODs genannt werden, und sorgt für eine korrekte Ausrichtung an anatomischen Kniemarkierungen. So wird eine präzise Platzierung der Komponenten und Implantate ermöglicht, ohne zusätzliche Hautinzisionen für die Platzierung der PODs vornehmen zu müssen.
Jeder POD enthält einen Sensor, der ähnlich wie die Sensoren in einem Smartphone auf Bewegung reagiert. Die Kommunikation zwischen den PODs und dem Computer erfolgt drahtlos über ein Bluetooth-Kommunikationssystem und benötigt keine direkte Kameraansicht. Während der Operation liefert das computergestützte Knie-Navigationssystem dem Chirurgen in Echtzeit Informationen über das kartierte Knie des Patienten und die Position der chirurgischen Instrumente.
Mithilfe der iASSIST-Software generiert der Computer Echtzeitbilder, die den Chirurgen dabei unterstützen, die erforderlichen Sägeschnitte millimetergenau durchzuführen und das Implantat optimal zu positionieren.
Vorteile der computerassistierten Navigation
Die computerassistierte Navigation bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die die Qualität und Sicherheit von Knieoperationen erheblich steigern:
■ Deutlich höhere Genauigkeit im Vergleich zur Freihandmethode
■ Reduziertes Risiko von Implantatsverschleiß und -dislokation
■ Verbessertes funktionelles Ergebnis und Stabilität
■ Minimaler Knochenverlust
■ Anpassung an individuelle Anatomie
■ Verbesserte Haltbarkeit des Implantats
■ Reduziertes Risiko von Beinlängendifferenzen
■ Keine zusätzliche Strahlenbelastung
■ Einsatz bei Spezialfällen (z. B. Frakturen, Knocheneiterungen, extreme Achsfehlstellungen), wo herkömmliche OP-Methoden an ihre Grenzen stoßen
■ Geringere Wahrscheinlichkeit von Revisionseingriffen
Prim. Dr. Bernd Graf, der seit Jahren auf die Vorteile der computerassistierten Navigation setzt, bringt es auf den Punkt: „Der Computer ist ein wertvolles Hilfsmittel. Es liegt aber in der Kunst des Operateurs, die angezeigten Informationen zu bewerten, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und die Operationstechnik entsprechend anzupassen.“
Die Navigation erlaubt einen deutlich höheren Grad an Individualisierung während der Operation. Dies erfordert jedoch ein hohes Maß an Erfahrung und Spezialisierung. In den Händen eines erfahrenen Chirurgen stellt die computerassistierte Navigation einen bedeutenden Fortschritt dar, um die bestmöglichen Ergebnisse bei der Implantation einer Knieprothese zu erreichen.
Kontakt und weitere Informationen
Prim. Dr. Bernd Graf
Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie
Privatklinik Maria Hilf
T: +43 (0)463 5885-0
E: bernd.graf@humanomed.at