Zehn bis zwanzig Prozent aller Österreicher entwickeln irgendwann in ihrem Leben einen Schilddrüsenknoten. Der bei weitem größte Teil ist jedoch gutartig und bedarf im Allgemeinen keiner operativen Behandlung. Allerdings ist die Diagnose nicht immer einfach.

Schilddrüsenknoten gehören neben der Vergrößerung der Schilddrüse (Struma bzw. im Volksmund „Kropf“) zu den häufigsten morphologischen Veränderungen der Schilddrüse. Die Bedeutung von Schilddrüsenknoten für den betroffenen Patienten hängt von seiner Gutartigkeit oder Bösartigkeit, der Funktion des Knotens und der Größe von Knoten und Gesamtschilddrüse ab.

Untersuchung mittels Szintigraphie

Werden knotige Veränderungen oder eine Funktionsstörung der Schilddrüse festgestellt, so sollte diese mittels Szintigraphie untersucht werden. Dazu wird eine schwach radioaktive Substanz (Technetium-99m) injiziert. Diese verhält sich ähnlich wie Jod und wird von der Schilddrüse aufgenommen, so dass Funktions- und Aktivitätszustand der gesamten Schilddrüse und einzelner Teile – auch Knoten – beurteilt werden können.

Gewebe, das sehr aktiv ist, wird in der Szintigraphie mit „heißen Farben“, also rot oder gelb, dargestellt. Ist das Schilddrüsengewebe jedoch weniger aktiv, so wird es in „kalten Farben“, also blau oder violett, dargestellt.

Die Strahlenexposition ist gering, sie entspricht etwa einem Wert, der in einem halben Jahr natürlicher Exposition durch die Umwelt entsteht.

Heiße Knoten

Heiße Knoten sind Knoten, die unabhängig von jedem Regelkreis Schilddrüsenhormone produzieren. Ein heißer Knoten im Szintigramm entspricht einem Bereich mit vermehrter Produktion und Speicherung von Schilddrüsenhormonen. Heiße Knoten sind so gut wie nie bösartig. Sie können allerdings, wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben, zu einer Überfunktion führen.

Die Symptome einer Überfunktion sind u.a. schneller Pulsschlag, Herzrhythmusstörungen, Reizbarkeit, Durchfall, Heißhunger, Zittern der Finger, körperliche Unruhe und Kraftlosigkeit. Behandelt wird ein isolierter heißer Knoten meistens durch eine Radiojodtherapie. Möglich ist aber auch eine Operation. Die richtige Behandlungsweise muss im Einzelfall mit dem Patienten besprochen werden.

Kalte Knoten

Kalte Knoten sind Schilddrüsenknoten, die aus nicht normal funktionierendem Schilddrüsengewebe bestehen. Die Bezeichnung „kalter Knoten“ bezieht sich auf die reduzierte oder nicht vorhandene Fähigkeit des Gewebes, radioaktives („heißes“) Jod oder Technetium aufzunehmen. Kalte Knoten produzieren wenig oder keine Schilddrüsenhormone.

Da kalte Knoten ein erhöhtes Risiko haben (zwischen 3 und 10 %), bösartig zu entarten, sollte ein kalter Knoten genau kontrolliert werden und beim geringsten Zweifel operativ entfernt werden.

Was spricht für Bösartigkeit?

In Jodmangelgebieten ist immer noch die Mehrzahl der kalten Knoten gutartig. Dennoch wird zur weiteren Abklärung eine Feinnadelbiopsie, im Zweifel auch die Operation empfohlen. In Ländern mit ausreichender Jodversorgung ist ein einzelner kalter Knoten bis zum Beweis des Gegenteils als Schilddrüsenkarzinom anzusehen.

Patienten mit einem oder mehreren kalten Knoten müssen nicht gezwungenermaßen eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) aufweisen. In der Regel kompensiert das gesunde Schilddrüsengewebe die fehlende Hormonabgabe des kalten Knotens und stellt die Versorgung mit Schilddrüsenhormonen sicher.

Bei einem kalten Knoten besteht abhängig von Größe und Verlauf eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass ein Schilddrüsenkrebs vorliegt.

Kalter Knoten – was passiert?

  • Hat ein kalter Knoten im Ultraschall einen Durchmesser von weniger als 0,5 cm, wird seine weitere Entwicklung in einem Abstand von 12 Monaten beobachtet.
  • Knoten mit einem Durchmesser von 0,5 bis 1 cm werden in kürzeren Zeitabständen (6 Monate) beobachtet.
  • Knoten mit einer Größe ab 1 cm, die sich im Ultraschall echoarm, also „dunkel“, darstellen und im Szintigramm „kalt“ sind, werden feinnadelpunktiert.

Bei der Feinnadelpunktion wird mit einer dünnen Nadel unter Ultraschallsicht der Knoten punktiert und einige Zellen entnommen. Das Verfahren ist zumeist nicht schmerzhaft, es gibt keine gefährlichen Komplikationen.

Ist das Ergebnis der Feinnadelpunktion unauffällig, d. h. sind keine Krebszellen vorhanden, wird die Entwicklung des Knotens weiter beobachtet. Ergibt sich jedoch der Verdacht auf Bösartigkeit, so muss sofort operiert werden.

Glossar: Schilddrüsenszintigraphie

Die Schilddrüsenszintigraphie ist eine nuklearmedizinische Methode, die zur funktionsmorphologischen Untersuchung der Schilddrüse angewendet wird. Sie eignet sich vor allem zur Unterscheidung von kalten und heißen Knoten sowie zur Beurteilung der Morphologie bzw. Gewebestruktur.

Weitere Information und Kontakt

Prim. Univ.Doz.Dr. Ewald Kresnik
Facharzt für Nuklearmedizin
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