Schlaganfall
Der Schlaganfall rangiert nach dem Herzinfarkt und vor den Tumorerkrankungen an zweiter Stelle in der weltweiten Erkrankungsstatistik der WHO.
Allein in Österreich sind jährlich ca. 20.000 Menschen von dieser Erkrankung betroffen. Der cerebrale Insult stellt im Erwachsenenalter die häufigste Ursache für eine schwere Behinderung dar.
Die Sorge, einen Schlaganfall zu erleiden, ist in der Bevölkerung zwar sehr groß, das Wissen über Schlaganfallsymptome bzw. Schlaganfallsvorboten allerdings – wie eine Untersuchung der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie zeigte – leider sehr gering.
Symptome einer Hirndurchblutungsstörung
- Schwäche, Lähmung oder Gefühlsstörung einer Körperhälfte oder einer einzelnen Extremität
- Sprachunverständnis (Schwierigkeiten Gesprochenes zu verstehen), Unfähigkeit zu sprechen (Worte können nicht mehr richtig artikuliert werden) oder beides gemeinsam
- Gesichtslähmung
- Sekunden- oder minutenlanges Erblinden auf einem Auge oder Gesichtsfeldausfall auf einer Seite
- Doppelbilder, Übelkeit, Erbrechen
- Unsicherer Gang
- Veränderungen der Bewusstseinslage
Wenngleich die überwiegende Anzahl der Schlaganfälle jenseits des 60. Lebensjahres auftritt (etwa 80 %), sind Schlaganfälle allerdings auch im jugendlichen Alter nicht ganz selten, sodass vorgenannte Symptome jedenfalls rasch das Einleiten der Rettungskette in Gang setzen sollten! Gemäß dem Motto „Jede Minute zählt“ oder wie es im angloamerikanischen Sprachraum heißt „Time is brain“ sollte dann unverzüglich eine neurologische Abklärung durchgeführt werden.
Ursachen
Die häufigste Ursache für einen cerebralen Insult stellt der Verschluss einer hirnversorgenden Arterie dar. Als Folge der dadurch verursachten Minderdurchblutung stirbt Hirngewebe ab und es entsteht eine Narbe - ähnlich wie nach einem Herzinfarkt. Je nach Lokalisation der Durchblutungsstörung bleiben dann mehr oder minder schwere neurologische Ausfallserscheinungen zurück.
In etwa 40 % geht dem Schlaganfall eine kürzere Episode mit passageren zeitlich kurz begrenzten neurologischen Defiziten voraus (Lähmungserscheinungen, Gefühlsstörungen, Wortfindungsstörungen ...). Dieses salopp „Schlagerl“ genannte Erkrankungsbild sollte sehr ernst genommen und als Vorbote eines drohenden Schlaganfalles gedeutet werden. Eine rasche Abklärung möglicher Schlaganfallsursachen ist dann geboten.
Wie dem Schlaganfall vorbeugen?
Ähnlich wie beim Herzinfarkt, ist es auch beim Schlaganfall die Kombination verschiedener Risikofaktoren, die das Auftreten eines Insultes begünstigt:
- Übergewicht
- Fettstoffwechselstörung
- Bewegungsmangel
- Diabetes mellitus
- Bluthochdruck
- Obstruktives Schlafapnoesyndrom (nächtliche Atemaussetzer durch Schnarchen)
- Rauchen
Da Herzrhythmusstörungen besonders häufig ursächlich für einen Schlaganfall verantwortlich sein können, sollten diese besonders sorgfältig abgeklärt werden.
Insbesondere das sogenannte Vorhofflimmern, welches mit Symptomen wie vorübergehendes Herzrasen, Kurzatmigkeit, Schwächegefühl oder kurzes Aussetzen des Herzschlages einhergeht, stellt einen besonderen Risikofaktor für einen cerebralen Insult dar. Dieses Erkrankungsbild wird durch eine sogenannte Langzeit-EKG-Registrierung (am besten über 72 Std.) erkannt und kann gut mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt werden.
Falls eine verengte Halsschlagader (Gefäßquerschnitt mehr als 70 % eingeengt) die Ursache für einen Schlaganfall darstellt, so sollte innerhalb von 14 Tagen die Engstelle operativ saniert werden.
Wie sichert man die Diagnose eines Schlaganfalles?
Bei Verdacht auf Schlaganfall empfiehlt sich das sofortige Aufsuchen einer neurologischen Abteilung mit einer sogenannten Schlaganfallseinheit („Stroke Unit“), um dort mittels Computertomographie oder Magnetresonanztomographie die Insultdiagnose abzusichern. Anschließend wird, und dies ist heute medizinischer Standard, eine Thrombolyse (= Auflösung des entstandenen Blutgerinnsels mittels entsprechender Medikamente) durchgeführt. Der entscheidende Punkt für diese Therapieoption ist allerdings, dass der vom Schlaganfall Betroffene innerhalb von 4,5 Stunden an einer Stroke Unit Aufnahme findet. Daher sollte, gemäß dem Motto „Schlaganfall ist Notfall“, sofort beim Auftreten von schlaganfallsverdächtigen Symptomen der Notarzt unter der Telefonnummer 144 angerufen werden.
Nach der Akuttherapie ist es heute in Österreich üblich, eine neurologische Rehabilitation durchzuführen, um die Insultsymptome durch entsprechende medikamentöse, logopädische und ergotherapeutische Interventionen möglichst günstig zu beeinflussen.
Kontakt und weitere Informationen
Prim. Dr. Bruno Pramsohler
Facharzt für Neurologie
Privatklinik Villach