Eine Herz-Kreislauf-Erkrankung schließt Sport nicht aus
Durch ein gezieltes Training können die Leistungsfähigkeit aufgebaut und bestehende Risikofaktoren gesenkt werden. Das Fortschreiten der Erkrankung kann damit verzögert bzw. verhindert werden.
Regelmäßiges körperliches Training – sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining – stärkt das Herz-Kreislauf-System, die Lungenfunktion sowie den gesamten Stütz- und Bewegungsapparat. Das körperliche Training trägt also wesentlich zur Entwicklung und Aufrechterhaltung eines guten Gesundheitszustandes bei und erhöht zusätzlich die Lebensqualität.
Die Funktionstüchtigkeit des menschlichen Organismus bleibt nur so lange erhalten, so lange er beansprucht wird. Fehlt diese Beanspruchung oder ist sie nur mangelhaft, können viele Beschwerden und Krankheiten wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen entstehen.
Die Dosis macht das Gift – die richtige Belastungsintensität
Ein wichtiges Prinzip der Bewegungstherapie ist, dass zu starke Beanspruchung dem Organismus schadet, fehlende Beanspruchung ihn verkümmern lässt. Entscheidend ist somit die richtige Dosis der Belastung.
Diese kann am leichtesten mit der Belastungsherzfrequenz, die direkt mit der Belastungsintensität korreliert, bestimmt werden.
Je höher die Intensität, desto höher zwangsläufig die Herzfrequenz. Es gilt also, die optimale individuelle Trainings-Herzfrequenz im sogenannten Ergometer-Stufentest zu ermitteln und im Anschluss beim regelmäßigen Ausdauertraining zu beachten.
Die zwei Säulen der Bewegungstherapie
Ausdauertraining
Regelmäßiges Ausdauertraining, 3- bis 4-mal pro Woche, senkt viele Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Blutzucker oder das Körpergewicht, erhöht jedoch gleichzeitig die körperliche Leistungsfähigkeit. Eine Trainingsdauer von zumindest 20 Minuten – optimal sind 30 bis 45 Minuten – ist notwendig, um einen Effekt zu erzielen.
Das Training sollte mit 50 - 60 % der maximalen Leistungsfähigkeit durchgeführt werden. Für einen zusätzlichen Energieverbrauch wird eine Trainings-Herzfrequenz von 60 - 70 % der individuellen maximalen Herzfrequenz empfohlen. Die Herzfrequenz kann mithilfe einer Pulsuhr während des Trainings kontrolliert werden.
Gut geeignet für ein Ausdauertraining sind sogenannte zyklische Sportarten wie z. B. Gehen, Nordic Walking, Bergwandern, Laufen, Radfahren, Schwimmen oder Skilanglauf.
Aus kardiologischer Sicht hat körperliches Training sowohl direkte als auch indirekte Effekte auf das gesunde und kranke Herz-Kreislauf-System.
Direkte Effekte
- Senken der Ruhe- und Belastungs-herzfrequenz weniger Belastung für das Herz
- Senken des Ruhe- und Belastungsblutdrucks
- Senken des Sauerstoffverbrauches des Herzens
- Verbesserung der Auswurfleistung des Herzens
- Aktivierung der Gefäßerweiterung
- Erhöhung des Parasympathikus (Stressabbau)
- Erhöhte Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit im Alter
- Vorbeugung von Osteoporose (Knochenschwund)
Indirekte Effekte
- Gewichtsreduktion (negative Energiebilanz, verbesserte Körperzusammensetzung)
- Verbesserte Zuckeraufnahmefähigkeit der Zellen (erhöhte Glukosetoleranz)
- Verbesserung des Fettprofils
Krafttraining
Krafttraining ist neben dem Ausdauertraining Hauptbestandteil der Bewegungstherapie bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Kraft ist die Grundlage jeglicher Bewegung überhaupt. Durch Krafttraining werden die durch Bewegungsmangel geschwächten Muskeln gestärkt, um alltägliche Bewegungsabläufe wieder durchführen zu können. Nebenbei wird die Koordination verbessert.
Körperliches Training verbessert also das individuelle Risikoprofil, stärkt die körperliche Belastbarkeit und erhöht die Lebensqualität. Vor der Aufnahme eines geregelten Trainings sollte jedoch die Sportfreigabe durch einen Arzt erfolgen.