Wohnt unsere Gesundheit im Darm?
Unser Darm steht mit unserem Wohlbefinden im Zusammenhang, viel stärker als bisher angenommen.
Darmbakterien machen uns zu Individuen, wie es zum Beispiel ein Fingerabdruck vermag! Neueste Forschungen zeigten, dass der Darm sogar unsere Gefühle beeinflusst. Eine Erkrankung kann sich bereits in einem Ungleichgewicht der Darmflora zeigen. Herz, Gehirn, Haut und alle anderen Organe stehen in einem engen Kontext zum Verdauungstrakt.
Unser Darm ist ein Superorgan, das im Laufe eines Lebens insgesamt 30 Tonnen Nahrung verdauen, aussortieren, aufbereiten und aufnehmen muss. Für unsere Gesundheit ist das überlebenswichtig, denn beispielsweise über die Haut des Dünndarms gelangen die Nährstoffe in unseren Körper und halten uns gesund und nicht zuletzt am Leben.
Eine große Rolle spielen unsere Darmbakterien, welche uns nützen, aber auch schaden können.
Von Geburt an gelangen die ersten Bakterien über den Mund in unseren Körper, wo sie sich rasch vermehren. Die Verteilung der verschiedenen Darmbakterien wird bereits durch die Tatsache bestimmt, ob zu Beginn eine natürliche Geburt stand, oder ein Kaiserschnitt, oder ob wir als Baby gestillt oder mit der Flasche aufgezogen wurden. Weiter geht es dann mit dem Zufall. Bezugspersonen, Kinder im Kindergarten, oder der Ort, an dem wir aufwachsen, beeinflussen die weitere Entwicklung unserer Darmflora. In den ersten Lebensjahren ist diese Entwicklung abgeschlossen und beeinflusst unser gesamtes Leben.
Darmbakterien – Freund und Feind?
Unser Stoffwechsel wird nun wesentlich von unseren Darmbakterien beeinflusst. Auf der einen Seite steht die wichtige Aufgabe der Verwertung von Nahrung, andererseits arbeiten sie eng mit unserem Immunsystem zusammen. Dadurch machen sie uns anfällig für bestimmte Krankheiten. Sie können einerseits Allergien auslösen, diese aber auch hintanhalten.
Verschiebt sich nun das Gleichgewicht der Darmbakterien, treten häufig Erkrankungen wie chronische Entzündungen, Reizdarm, ja sogar Darmkrebs auf. Mittlerweile unbestritten sind die Zusammenhänge bei Diabetes Typ II sowie bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen, wie der rheumatoiden Arthritis und der Multiplen Sklerose. Selbst Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hohe Cholesterin-Werte und Ähnliches werden diskutiert.
Wenn nun etwas mit der Verdauung nicht stimmt, es im Bauch rumpelt oder schmerzt, kann dies viele verschiedene Ursachen haben.
Zu Beginn der Abklärung steht ein ausführliches ärztliches Gespräch, in dem mögliche Beschwerden je nach Art, Dauer und Intensität einen ersten Hinweis geben können. Es folgt die weitere Abklärung mit Blutabnahme, evtl. Bauchultraschall und klinischer Untersuchung.
Der nächste diagnostische Schritt ist die Koloskopie und Gastroskopie.
Koloskopie (Dickdarmspiegelung)
Die Koloskopie ist das wichtigste Untersuchungsverfahren, um Störungen im Dickdarm abzuklären und zur Darmkrebs-Vorsorge. Sie wird aufgrund einer modernen Art der Sedierung, auch sanfte Endoskopie genannt. Kleinste Veränderungen der Schleimhaut werden fotografiert und dokumentiert. Dabei werden Gewebeproben schmerzlos entnommen, die in weiterer Folge unter dem Mikroskop untersucht werden. Auch Polypen können abgetragen.
Gastroskopie (Magenspiegelung)
Bei auftretenden Beschwerden im Oberbauch, wie Schmerzen, Völlegefühl, Übelkeit, insbesondere bei Problemen rund um die Nahrungsaufnahme, sowie bei Sodbrennen und Schluckstörungen, sollte eine Gastroskopie durchgeführt werden. Dabei werden die Speiseröhre, der Magen und das erste Drittel des Zwölffingerdarmes untersucht und gegebenenfalls Proben von auffälligem Gewebe entnommen werden.
Der sorgsame Umgang mit unserem Superorgan ist oberstes Gebot.
Eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und das Vermeiden von Belastungen, wie zum Beispiel das Rauchen, spielen eine entscheidende Rolle. Die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung bietet dabei die Möglichkeit, Probleme rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Unser Mikrobiom – also die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die uns besiedeln - hat Einfluss auf unser ganzes Leben.
„Unser Verdauungsapparat stellt ein hoch komplexes System dar, das es zu schützen gilt. Es ist eine Tatsache, dass wir mit einem gesunden Darm einen gesunden Körper besitzen!“
Wir können heute sagen, dass unser Darm durch unsere Umwelt geprägt wird und mit unserem ganzen Körper kommuniziert, was uns zu einer gesamtheitlichen Sicht des menschlichen Körpers bringt. Diese neuen Perspektiven geben uns die Möglichkeit, bei Problemen mehrere Hebel zu betätigen.
Kontakt und weitere Informationen
Dr. Markus Moser
Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie, Geriatrie
Privatklinik Maria Hilf