Wer wird uns behandeln?
Gedanken zum Mediziner-Sein
Inmitten des Klinikalltags führen Gedanken in Richtung Zukunft – und zu einem Gespräch über die medizinische Behandlung von morgen. Über persönliche Werte, beruflichen Erfolg – und wie bedeutend es ist, den Weg dorthin stufenweise zu durchleben. Ein Gespräch mit Univ.-Doz. Dr. Georg Lajtai, dem Ärztlichen Leiter der Privatklinik Maria Hilf.
Wer sein Engagement in den Dienst der Medizin stellt, muss Menschen lieben. Das steht für Doz. Lajtai fest. Dass das weder der Aufnahmetest zum Medizinstudium noch eine Schulnote abbilden kann, ebenso. „Gute Testergebnisse zu erzielen, verstehe ich nicht als ausschlaggebende Fähigkeit eines angehenden Mediziners. Was der Gesundheitsbetrieb braucht, sind Menschen, die bereit sind, eine Entscheidung zu treffen: nämlich ausschließlich immer das Beste für den Patienten tun zu wollen“, so der Ärztliche Leiter der Privatklinik in Klagenfurt. Dass ihm die Angelegenheit ein aufrichtiges Anliegen ist, hört man unmissverständlich am Ton.
Starke Philosophie: Schwöre auf die Pyramide
Geprägt von seinem Lehrer und Mentor, Univ.-Prof. Dr. Christian Gerber, emeritierter Professor für Orthopädische Chirurgie der Universitätsklinik Balgrist, trägt Doz. Lajtai dessen Leitbild weiter. Ein simples Bild – eindringlich und voller Aussagekraft: die „Gerbersche Pyramide“.
Hier wird das Wohl des Patienten an die Spitze gestellt, als nächstwichtiges Gut die Zufriedenheit aller Krankenhausmitarbeiter angesehen. Erst dann wird der ökonomische Faktor mitbedacht und an letzter Stelle werden die Befindlichkeiten des behandelnden Mediziners eingeordnet. „Nur wer die eigenen Befindlichkeiten hintanstellen kann und die Bedürfnisse des Patienten stets in den Vordergrund stellt, wird richtige Entscheidungen treffen“, bringt es Doz. Lajtai auf den Punkt.
Und da wird beim Zuhören klar, dass diese Haltung weit über seinen persönlichen Arbeitsanspruch hinausreicht: Sie ist eine Lebenseinstellung. Und genau diese schätzt er auch an Kollegen und Kolleginnen – oder treffender gesagt: Diese Einstellung ist es, die er von denen verlangt, die sich entscheiden, Menschen medizinisch zu begleiten. „Wir müssen bereit sein, Großes zu geben, um Großes zu bekommen“, weiß der heute erfolgreiche Leiter der Privatklinik. Sein Rat an junge Kollegen ist also klar: „Das Studium ist der Beginn der Reise. Ansehen und Erfolg erarbeiten wir uns erst im täglichen Tun mit dem Patienten. Und zwar stufenweise – nicht mit dem Lift“, schmunzelt er. Kritisch wird seine Miene dann wieder, wenn er davon spricht, dass das eigene Ego oder gar Überheblichkeit in der Medizin absolut keinen Platz haben. „Überheblichkeit ist in der Medizin gefährlich, sie macht uns unaufmerksam und führt zu gravierenden Fehlern.“
„Wir müssen bereit sein,
Großes zu geben, um
Großes zu bekommen.“
Univ.-Doz. Dr. Georg Lajtai
Ecken und Kanten
Das soll aber nicht heißen, dass Mediziner fehlerfrei sein müssen. Ganz im Gegenteil, wie Doz. Lajtai findet: „Wir alle müssen Ecken und Kanten haben. Es ist gut, im Team auch einmal anzuecken, anderer Meinung zu sein oder auch einmal über das Ziel hinauszuschießen.“ Wichtig ist dem Schulterspezialisten dabei aber, die eigenen Fehler stets zu erkennen, zu reflektieren und persönliche Veränderungen zuzulassen. „Für die eigenen Fehler blind zu werden, ist meine größte Angst“, grübelt der langjährige Leiter des Hauses. Was es bedeutet, unterschiedlichste Charaktere aus unterschiedlichsten Berufsgruppen unter einem Dach zu vereinen, weiß er nur zu gut. Dass sich zudem die Zugänge zur Arbeitswelt verändern, bringt zusätzlich neue Herausforderungen mit sich. Zwischen alternativen Arbeitsmodellen und der Work-Life-Balance in aller Mundeheißt es vor allem, für Neues offen zu sein. „Wenn du immer in meinen Fußstapfen gehst, wirst du mich nie überholen“, erinnert sich Doz. Lajtai an die Aussage seines Mentors. Ein Satz, der ihn selbst stark geprägt hat und ihn heute stets daran erinnert, flexibel im Geist zu bleiben. „Es ist kein schlechter Zugang, auf die eigene Balance zu achten, zufrieden zu sein und weniger zu brauchen“, erklärt er mit einem charmanten Augenzwinkern. Dass die oft gewünschte Flexibilität von Arbeitszeiten oder Homeoffice im Gesundheitsbetrieb aber einfach nicht umsetzbar ist, steht fest.
New Work
Stellt sich also tatsächlich die Frage: Wer wird uns in Zukunft behandeln? Wer werden die Menschen sein, die ihr Engagement in den Dienst der Medizin stellen? Wer wird noch bereit sein, Großes zu geben? Wer wird auf die Pyramide schwören? Doz. Lajtai zeigt sich zuversichtlich: „In der Privatklinik arbeiten junge Kollegen und Kolleginnen, die die Aussage der Pyramide verinnerlicht haben und sie auch weitertragen werden. Sie werden in ihrem täglichen Tun Sinn finden – und zwar vor Ort. Von Mensch zu Mensch. Sie sind es, die uns in Zukunft behandeln werden.“ Bleibt also nur zu hoffen, dass es viele von ihnen geben wird.
Kontakt und weitere Informationen
Univ.-Doz. Dr. Georg Lajtai
Facharzt für Unfallchirurgie & Schulterspezialist
Ärztlicher Leiter Privatklinik Maria Hilf
Privatklinik Maria Hilf
T: +43 (0)463 444404
E: georg.lajtai@humanomed.at