Knieschmerzen bei Kindern und Jugendlichen

Ein Überblick über die häufigsten Kniegelenkserkrankungen im Kindesalter und deren Therapie

Knieschmerzen im Kindes- und Jugendalter sind relativ häufig, sie können akut durch eine Verletzung oder als eigenständige Erkrankung des wachsenden Skelettsystems verursacht werden.

Typische altersabhängige Erkrankungen im Bereich des Kniegelenkes sind durch eine richtige und schnelle Diagnose gut behandelbar und verursachen nur selten Spätfolgen. Die Diagnose ist oft schwierig, weil sich Kinder an Verletzungen meist nicht genau erinnern können, die Symptome ungenau beschreiben und oft nicht gut lokalisieren können. Es ist deshalb wichtig, Hüftgelenkserkrankungen (Hüftschnupfen, Hüftkopfkappenlösung, Morbus Perthes) oder andere Systemerkrankungen wie z. B. kindliches Rheuma, Bluterkrankungen auszuschließen.

Zusätzlich zur klinischen Untersuchung des Kniegelenkes ist die Beurteilung des Gangbildes, die motorische Entwicklung, die Analyse der Rotations- und Achsenverhältnisse des Beines, die Bandstabilität und das Aktivitätsniveau mit sportlichen Belastungen zu erfragen.

Weitere Abklärungen können mit Ultraschall, Röntgen oder auch MRT notwendig sein.

Ich gebe Ihnen einen kurzen Überblick über die Ursachen und Therapiemöglichkeiten der häufigsten Kniegelenkserkrankungen im Kindesalter.

Morbus Osgood Schlatter

Dies ist die häufigste Erkrankung in der Knieregion beim wachsenden Skelett und betrifft vor allem sportlich aktive Knaben im Alter von 11 bis 15 Jahren. Es kommt meist bedingt durch Mikrotraumatisierungen und durch die unbalancierte verkürzte Muskulatur zu einer Aufbaustörung am Schienbeinkopf. Typisch sind belastungsabhängige Schmerzen mit lokaler Schwellung, Rötung und Druckschmerz. Im Ultraschall und im Röntgen sieht man typische Veränderungen des Knochens.

Die Therapie besteht aus einer Adaptierung der sportlichen Aktivität, Lokaltherapie, eine Ruhigstellung ist nur selten notwendig. Die Erkrankung ist selbstheilend und selbstlimitierend.

Osteochondritis dissecans des Kniegelenkes ...

... ist eine chronisch, häufig bei Knaben auftretende, lokalisierte Durchblutungsstörung in der inneren Belastungszone des Oberschenkelknochens mit einem stadiumhaften Verlauf, in 10 % auch beidseitig auftretend. Die Ursache ist noch immer nicht genau bekannt. Es bestehen belastungsabhängige Knieschmerzen mit teilweise auch Schwellungen und Ergüssen bei unauffälligem klinischem Befund, hier ist eine weitere Abklärung mit Röntgen und MRT notwendig.

Die Therapie ist vor dem 14. Lebensjahr meist konservativ mit Entlastung und Sportkarenz. Danach ist, abhängig vom Krankheitsstadium, eine operative Therapie mit Anbohrung des betroffenen Areals oder Refixation, falls es zu einer Loslösung des Fragmentes (Gelenksmaus) kommt, notwendig.

Der vordere Knieschmerz
(Chondropatia patellae, Patellaspitzensyndrom)

Der vordere Knieschmerz subsummiert eine Reihe von verschiedenen Krankheitsbildern, die durch eine Veränderung im Kniescheibenlager verursacht werden oder sich auf dieses projizieren. Die Symptome können schon im Grundschulalter beginnen und haben eine Häufung in der Adoleszenz. Betroffen sind häufig Mädchen ab dem 13. Lebensjahr. Es bestehen belastungsabhängige Schmerzen im Bereich der Kniescheibe, meist beidseitig.

Es handelt sich primär um ein funktionelles Problem durch eine muskuläre Dysbalance mit Verkürzung der knieführenden Muskulatur in Kombination mit einer Überbeanspruchung. Die Beschwerden werden durch Treppensteigen, längeres Sitzen oder auch Kniebeugen verstärkt.

Aufgrund des günstigen Spontanverlaufes dieser Erkrankung mit völliger Beschwerdefreiheit ohne spezifische Therapiemaßnahmen, kann man auch etwas zuwarten, ansonsten ist eine Serie Physiotherapie mit Dehnung und Kräftigung der knienahen Muskulatur sinnvoll.

Kniekehlenzyste und Scheibenmeniskus

Die Kniekehlenzyste tritt meisten spontan bei Kindern zwischen dem 4. und 8. Lebensjahr auf, ist meistens asymptomatisch und nicht mit einer Kniegelenkserkrankung verbunden. Die Behandlung ist konservativ, da die Zysten im natürlichen Verlauf nach 1 bis 2 Jahren spontan verschwinden, eine OP ist nur sehr selten notwendig.

Die Ursache des Scheibenmeniskus ist weitgehend unbekannt. Das typische Symptom bei jungen Patienten ist das schnappende Knie, die Kinder klagen über Blockierungs- und Subluxationsgefühl bei nur geringer Schmerzhaftigkeit.

Bei älteren Kindern und Jugendlichen können Symptome des Meniskusrisses mit Schmerzen, Schwellung und Einklemmung auftreten, hier ist dann eine weitere Abklärung mittels MRT notwendig und meist auch eine operative Therapie.

Kniescheibenluxation
(patellofemorale Instabilität)

Die Kniescheibe wird muskulär und knöchern geführt. Durch knöcherne Fehlformen, Muskel- und Bandschwäche sowie Systemerkrankungen oder auch traumatische Einwirkungen kann es zu einer Instabilität und Verrenkung der Kniescheibe, meistens nach außen, kommen.

Bei der klinischen Untersuchung wird eine sogenannte hypermobile Patella festgestellt, wenn sich die Kniescheibe deutlich nach außen verschieben lässt oder sogar spontan die Tendenz hat nach außen wegzugleiten. In diesem Fall ist eine genaue Untersuchung mit Gangbildanalyse, Beurteilung der Beinachse, der Kniegelenksstabilität und die generalisierte Bandsituation notwendig. Ebenso sind Veränderungen im Hüft- und Fußbereich abzuklären. Die Kniescheibeninstabilität muss in weiterer Folge mit Röntgen und MRT abgeklärt werden.

Die Erstluxation wird auch, abhängig von der Grundsituation, meistens konservativ behandelt. Treten jedoch mehr als 2 bis 3 Spontanluxationen auf, sollte in weiterer Folge eine operative Therapie mit Stabilisierung der Kniescheibe in Erwägung gezogen werden, da es ansonsten in weiterer Folge durch die Kniescheibenverrenkungen auch zu einer Schädigung des Kniescheibenlagers und einer vorzeitigen Arthrose kommen kann.

Der akute sowie auch chronische Knieschmerz im Kindes- und Jugendalter kann verschiedenste Ursachen haben. Die meisten Symptome sind unspezifisch und führen nach einer eingehenden klinischen Untersuchung häufig nicht zu einer eindeutigen Diagnose. Eine weitere Abklärung ist nach länger bestehenden Schmerzen obligat. Die Therapie orientiert sich nach der gestellten Diagnose, die von einer zurückhaltenden Beobachtung des Spontanverlaufes bis auch zur eventuell notwendigen operativen Intervention ein weites Spektrum umfasst.

Kontakt und weitere Information

Dr. Rupert Jesenko
Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie
Schwerpunkte Hüfte, Knie, Fuß
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